Die Museumsstube unter
dem historischen Dachstuhl
im Schloss Stolpe
Renaissance Bau 1600
Der Eindruck des Dachraumes wird durch das gewaltige Tragewerk des Daches bestimmt, einen zum großen Teil noch erhaltenen Dachstuhl des ursprünglichen Herrenhauses aus dem späten 16. Jahrhundert. Dieser „Kehlbalkendachstuhl“ ist eine beeindruckende Konstruktion mit drei stehenden „Stuhlsäulen“ (Abb. 1). Er hatte ursprünglich, dem Baustil der Renaissance entsprechend, die Form eines Satteldaches.
Für die Zeit des 16. Jahrhunderts typische bautechnische Merkmale und Ergebnisse von dendrochronologischen Untersuchungen ermöglichen die Datierung noch erhaltener Dachstuhlanteile auf diese Zeit.
Die Dendrochronologie ist eine Methode, mit der das Alter von Holz ermittelt werden kann. Grundlage dafür ist die Tatsache, dass die Jahresringe der Bäume bei guten Wachstumsbedingungen breiter ausfallen als unter schlechten Bedingungen. Anhand von Jahresringkalendern, in denen die charakteristische Abfolge dieser Wachstumsperioden für bestimmte Regionen und Baumarten dokumentiert ist, kann zweifelsfrei festgestellt werden, in welchem Zeitraum der Baum gewachsen ist, und wann er schließlich gefällt wurde (Abb. 2).
Bei bauhistorischen Untersuchungen 2001 wurden Hölzer von Fachwerkwänden mit charakteristischen Aussparungen für Lehmstaken sowie Zugänge zu Abortpfeilern am Nordost- und Südwestgiebel gefunden. Diese Befunde lassen darauf schließen, dass das Dachgeschoss zur Renaissancezeit bewohnt war. Die Aborte bezeugen sogar einen für diese Zeit hohen Wohnkomfort.


Umbauarbeiten
Bei den Umbauarbeiten 1690-1700 mussten die ursprünglich vorhandenen Renaissancegiebel dem neuen Zeitgeschmack des Barock weichen. Es entstanden an den Schmalseiten Abwalmungen des Dachstuhls.
Auf dem Dachboden wurden im Zuge des Umbaus um 1895-1907 am Nordostgiebel zwei und am Südwestgiebel drei Räume eingerichtet. Über die Nutzung dieser Räume zur damaligen Zeit ist leider nichts bekannt. Reste einer Heizanlage sprechen dafür, dass sie bewohnt waren.
Um 1900 haben die letzten Bewohner, Graf Friedrich und Gräfin Freda von Schwerin, das barocke Gutshaus zu einem historistischen Schloss erweitert. Dabei wurden unter anderem an den Kernbau drei Türme angebaut.
Während der DDR-Zeit wurden die Räume hier arbeitenden Traktoristen, welche von außerhalb Stolpes kamen, zur Verfügung gestellt.
Zweckentfremdete Nutzung und mangelnder Bauunterhalt hatten zur Folge, dass die tragende Funktion des Dachstuhls beim Erwerb des Schlosses durch die Gemeinde Stolpe 1995 nicht mehr vollständig gewährleistet war (Abb. 3 und 6).
Bei den 2001 beginnenden Sanierungsarbeiten mussten Dachbalken und Sparren mit Laschen stabilisiert werden (Abb. 4 und 5), zusätzliches Tragewerk musste eingebaut werden (Abb. 7). Der Dachboden bekam neue Dielen. Außerdem wurde ein bis dahin nicht vorhandener Zugang zum Südturm durch Einbau einer Wendeltreppe geschaffen, um einen Rundblick über das Dorf und seine Umgebung zu ermöglichen.