Die
Kaminhalle
im Schloss Stolpe
Renaissancebau 1600
Im ursprünglichen Renaissancegebäude aus dem 16. Jahrhundert führte ein Treppenturm, der sogenannte „Wendelstein“, in die zentral im Haus gelegene Diele, die heute als Kaminhalle bekannt ist. Der Wendelstein, charakteristisch für die Renaissance, schmückte die Vorderseite des Gebäudes links vom heutigen Eingang. Der Zugang von diesem Treppenturm zur Diele befand sich im heutigen Arkadengang, im Bereich des linken Wandschrankes. In der Diele war eine Zwischendecke eingezogen, die in etwa auf der Höhe der heutigen Galerie lag und den Raum in zwei Ebenen teilte. Im Obergeschoss befand sich über der Halle ein großer Saal, den man über die Treppe im Wendelstein erreichte.
Von der Diele aus gelangte man in alle Räume des Erdgeschosses. Beheizt wurde die Diele mit einem Kamin. Im Rahmen bauhistorischer Untersuchungen im Jahr 2022 wurden Ziegelsteine des ursprünglichen Kamins aus dem 16. Jahrhundert freigelegt. Dieser historische Kamin war deutlich höher als der heutige und wies einen segmentbogigen Sturz auf. Im Laufe der Zeit wurde er offensichtlich mehrfach umgestaltet. Zwischen 1690 und 1700 ließ Erdmann von Schwerin das Gutshaus im Barockstil umbauen. Im Zuge dieser Umgestaltung wurde der Wendelstein entfernt und ein zentraler Eingang zur Diele geschaffen. So gelangte man von der Auffahrt direkt in die heutige Kaminhalle. Da mit dem Abriss des Wendelsteins auch die Treppe ins Obergeschoss entfernt wurde, baute man an der Stirnseite der Eingangshalle eine repräsentative Treppe ein, typisch für die Barockzeit, die als neuer Zugang zum Obergeschoss diente. Der Treppenaufgang besaß zwei seitliche Zugänge, die zu einem zentralen Treppenpodest oberhalb der Tür des Mittelrisaliten (heute als Gelber Salon bekannt) führten. Von dort aus konnte man über weitere Stufen das Obergeschoss erreichen.


Umbaugeschichte Kaminhalle
Beim Umbau zwischen 1896 und 1907 wurde die Zwischendecke entfernt und stattdessen eine Galerie eingebaut, die als Zugang zu den Räumen im Obergeschoss diente. Die bis dahin vorhandene barocke Treppe wurde durch eine geschwungene, einläufige Treppe ersetzt, wobei die Tür zum „Gelben Salon“ teilweise überbaut wurde. Um einen im Zuge der Modernisierung der Heizanlage installierten großen Heizkörper („Konvektor“) zu verbergen, ließ das gräfliche Ehepaar von Schwerin eine Kaminattrappe errichten.
Zu Beginn der DDR-Zeit wurde unter der Treppe eine kleine Kantine eingerichtet, in der Getränke und Snacks verkauft wurden. Eine Tischtennisplatte bot den Stolpern die Möglichkeit, sich sportlich zu betätigen. Die Kaminhalle befand sich bis zum Beginn der Sanierungsarbeiten im Jahr 2001 in einem stark vernachlässigten Zustand. Lediglich das originale Parkett, die Treppe zum Obergeschoss und das Wandpaneel waren noch weitgehend erhalten, jedoch ebenfalls stark beschädigt. Alle anderen hölzernen Einbauten waren durch Feuchtigkeit stark in Mitleidenschaft gezogen oder vollständig zerstört. Auch die barocken Supraporten, die über den Türen angebracht waren, hatten unter den Umbauten und der Nutzung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelitten und überstanden diese nur beschädigt. Während der DDR-Zeit wurden sie zudem auf unsachgemäße Weise farbig überarbeitet. Erst in den Jahren 2005 und 2006 begann die Gemeinde mit eigenen Mitteln, die Kaminhalle zu sanieren. Für die denkmalgerechte Rekonstruktion der stark beschädigten Holzdecke und der Galerie konnte nur noch ein geringer Teil des originalen Materials verwendet werden. Der Putz an den Wänden musste nahezu vollständig erneuert werden. Im Anschluss erhielten die Wände und Holzeinbauten einen provisorischen Anstrich. Der Kamin und der Spiegel wurden bei dieser Sanierung jedoch deutlich vom historischen Vorbild abweichend wiederhergestellt.
Restaurierung
Überlieferten Berichten zufolge ließ das gräfliche Ehepaar einen Kronleuchter für die Kaminhalle von einem Kunstschlosser aus Usedom anfertigen. Dieser Leuchter erhellte die Halle bis in die Nachkriegsjahre, verschwand jedoch leider danach. Der seit 2018 hängende Kronleuchter ist ein Geschenk des „Fördervereins Schloss Stolpe e.V.“ an die Gemeinde und wurde von einem Vereinsmitglied, einem ehemaligen Kunstschmied aus Stolpe, gefertigt.
In den Jahren 2021 und 2024 wurde die Kaminhalle denkmalgerecht restauriert. Dabei wurde das um 1900 verlegte Pitchpine-Parkett aufgenommen und aufgearbeitet. Nach der Entfernung der teilweise durch Schwamm befallenen Unterkonstruktion wurden im darunterliegenden Erdreich Funde aus der Renaissancezeit und dem Barock freigelegt. Anschließend wurde eine neue Unterbodenkonstruktion mit integrierter Fußbodenheizung eingebaut und das historische Parkett wieder verlegt. Die stark beschädigten, während der DDR-Zeit bunt bemalten neobarocken Supraporten wurden in historistischer Manier wiederhergestellt und bekamen das Aussehen von Eisengussplatten. Die Wände wurden entsprechend den Befunden um 1900 neu gestaltet, und im Treppenaufgang wurde eine Strukturtapete angebracht. Die Holzeinbauten erhielten ihren ursprünglichen dunkelbraunen Anstrich, während die Türen durch eine aufwendige „Bierlasur“ das Aussehen von Eichenholz bekamen. Nach historischen Vorlagen wurden zwei gepolsterte Eckbänke als Repliken eingebaut.
Die antiken Möbel in der Kaminhalle wurden vom „Förderverein Schloss Stolpe e.V.“ erworben und von einem Vereinsmitglied fachgerecht restauriert. Das stark beschädigte Gemälde unter dem Treppenaufgang wurde ebenfalls restauriert. Ein barocker Gobelin, der eine gräfliche Jagdszene darstellt, wurde von einer Freundin des Vereins gespendet.

