Die Garderobe und Toiletten im Billardraum

im Schloss Stolpe

Umbau 1900

Dieser Raum gehört zum Herrenhaus, das Otto von Schwerin im 16. Jahrhundert errichten ließ. Bauhistorische Untersuchungen aus den Jahren 2001/02 ergaben, dass die Trennwand zum angrenzenden Raum, der heute als „Tourismusinformation in der gräflichen Bibliothek“ genutzt wird, erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts während eines Umbaus hinzugefügt wurde. Ursprünglich war der Raum also größer. In der westlichen Ecke fand man das Fundament einer sogenannten „Auslucht“ (niederdeutsch „Utlucht“), einem gemauerten Vorsprung zur Hofseite des Gebäudes, der einem Erker ähnelt und dem Raum ein besonders reizvolles Aussehen verlieh. Über eine breite Tür in der „Utlucht“ konnte man direkt von der Auffahrt aus in den Raum gelangen.

Vergleiche mit anderen Gutshäusern der Region und die Befunde vor Ort lassen vermuten, dass dieser Raum damals als „Hofstube“ diente, ein repräsentativer Ort, in dem der Hausherr mit seiner Familie und Gefolgschaft sowie gelegentlich mit Gästen die täglichen Mahlzeiten einnahm und besondere Anlässe feierte. Ein weiteres Indiz für diese Nutzung ist das in der Wand zur Diele (heute „Kaminhalle“) gefundene „Kieckfenster“. Durch dieses kleine Fenster konnte die Dienerschaft unauffällig einen Blick in den Raum werfen, um die Wünsche der Herrschaft zu erfassen.

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Abb. 1: Das Bild zeigt den gräflichen Billardraum im Jahr 2004, kurz vor Beginn der Sanierungsarbeiten. Der Raum befindet sich in einem stark renovierungsbedürftigen Zustand. Die Wände weisen Schäden auf, und die Decke ist in einem desolaten Zustand. Der Bodenbelag ist ebenfalls stark abgenutzt, was den Verfall des Raums verdeutlicht.
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Abb. 2: Das Bild zeigt den gräflichen Billardraum im Jahr 2004, nachdem die Decke rekonstruiert wurde. Die neue Decke ist deutlich zu erkennen und zeigt, dass die Sanierungsarbeiten fortgeschritten sind. Die Wände und der Boden sind noch unvollständig, aber die Decke vermittelt bereits einen Eindruck von der kommenden Restaurierung.

Barocke Umbauten

Im Rahmen der barocken Umbauten wurde die Trennwand zum Nachbarraum an die heutige Stelle verlegt und die „Auslucht“ entfernt. Um 1900 nutzten Friedrich Graf von Schwerin und seine Frau, Gräfin Freda, den Raum als Billardzimmer.

Während der DDR-Zeit diente der Raum zunächst bis in die 1960er Jahre als Kantine. Später wurde er als Lagerraum für die Tische und Stühle verwendet, die bei Veranstaltungen im Saal benötigt wurden, sowie als Garderobe.

Im Jahr 2001 befand sich der Raum in einem schlechten Zustand. Die Wände waren feucht, das Parkett war nicht mehr nutzbar und die Decke war stark beschädigt. In den Jahren 2004/05 wurden sowohl die Decke als auch das Parkett erneuert. Die Wände wurden trocken gelegt, neu verputzt und provisorisch gestrichen. Zudem wurden Toiletten eingebaut.

In den Jahren 2021/22 wurde der Raum erneut renoviert. Der „Förderverein Schloss Stolpe e.V.“ sorgte für die Anschaffung eines großen Spiegels und von Garderobenständern im Stil der Gründerzeit. Dadurch erhielt der Vorraum der Toiletten das Ambiente einer Garderobe aus der Zeit um 1900.